Tauche ein in die fremde Welt der Makrofotografie
“Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre.”
– Robert Bresson –
Bei der Makrofotografie geht es um die Darstellung eines kleinen Motivs mit enormer Vergrößerung – also eine extreme Nahaufnahme von etwas Kleinem.
Ein bildfüllendes Insekt im 13×18-Format oder ein 10 Zentimeter großes Produktfoto einer Frühstücksflocke sind Beispiele für Makrofotografie.
In der Makrofotografie verlässt du die Welt, wie du sie kennst, und entdeckst eine neue.
„Ein guter Ort, um damit anzufangen, ist der eigene Kühlschrank“, rät Long. „Beeren sind faszinierend, wenn man sie aus nächster Nähe betrachtet. Man erkennt eindrucksvolle Strukturen – sogar Haare findet man darauf. Ich habe eine Frühstücksflocke mit einer irrsinnigen Vergrößerung fotografiert und es sah entweder nach einem ziemlich ekligen Stück Fleisch oder wie die Marsoberfläche aus.“
„Großartige Makroaufnahmen besitzen letztlich das, was jedes Foto großartig macht“, erklärt Long. „Der Fotograf muss immer dafür sorgen, dass der Bildaufbau stimmt und er alle Ausdrucksmittel nutzt, die ihm zur Verfügung stehen – wie Tiefenschärfe, Einfangen von Bewegung sowie Kontrolle von Licht und Schatten. Schließlich soll der Betrachter sofort wissen, was das Motiv des Bildes ist.“
Denn wenn man seine Perspektive so grundlegend verändern muss, ist es eine echte Herausforderung, die richtigen Motive und Blickwinkel zu finden.
„Das Schwierigste bei der Makrofotografie ist wohl die innere Visualisierung im Vorfeld – also zu erkennen, was ein gutes Makromotiv sein könnte“, sagt Long. „Wenn man auf die Makroebene geht, sieht einfach alles anders aus, als man es gewohnt ist. Man kann ein tolles Makromotiv direkt vor der Nase haben und es überhaupt nicht bemerken.“
Wenn du dich einem Objekt annäherst, treten die kleinen Details und winzigen Unvollkommenheiten hervor, die man aus der Ferne gar nicht wahrnimmt. Bei einer so starken Vergrößerung, wie sie die Makrofotografie erzeugt, kann ein einzelnes Haar wie ein Baumstamm wirken.
Long erklärt: „Man muss putzen wie verrückt. Und wenn etwas sehr empfindlich ist, kann man nicht einfach mit Druckluft arbeiten. Man muss dann zur Pinzette und kleinen Bürstchen greifen, um den Schmutz so gut es geht zu entfernen.“
„Makrofotografie hängt vom Fotografen ab und was er den Menschen in Großaufnahme zeigen will“, sagt der Fotograf Stephen Klise.
Die Arbeit mit kleineren Motiven bedeutet, dass man mit geringer Tiefenschärfe arbeitet. Deshalb muss man Makroaufnahmen sehr gut planen und genau wissen, welche Fotos man haben will. „Wenn man auf Makroebene arbeitet, muss man mit sehr schmalen Schärfenebenen klarkommen. Schon kleine Änderungen bringen alles durcheinander“, sagt Klise. „Man braucht sehr viel Zeit und muss sehr sorgfältig planen.“
Auf gleiche Weise wie die Makrofotografie mehr Details einfängt, verändert sich auch der Einfluss von Licht und Schatten – und du kannst diese natürlich oft bei deinen Makroaufnahmen bewusst anpassen und große Vorteile daraus ziehen.
„Ich habe früher immer eine kleine Batterielampe mitgenommen – eigentlich eine kleine Taschenlampe“, erklärt die Hochzeitsfotografin Khara Plicanic, die die Makrofotografie einsetzt, um kunstvolle Fotos der Eheringe frischvermählter Paare zu machen. „Manchmal nutze ich Makrotechniken für diese Ringaufnahmen, um etwas Dramatik und Räumlichkeit mit rein zu bringen.“